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Die Rolle der Frau im Judentum

Wie auch in anderen Religionen hatte die Frau im Judentum eine untergeordnete Rolle. Das System des Judentums begünstigte die Männer gegenüber den Frauen. Macht und Autorität waren männliche Monopole und während Söhne vom frühen Alter an eine (religiöse) Ausbildung erhielten, wurden Mädchen so gut wie gar nicht unterrichtet. Den Frauen blieb auch weitgehend die Beteiligung am aktiven religiösen Leben der Synagoge verwehrt. Es ist heute nicht genau bekannt, ab wann die Absonderung der Frauen von den Männern erfolgte, doch schon mittelalterliche Synagogen haben separate Räumlichkeiten, den Frauenbereich. Wahrscheinlich hatte dieser im 16. Jahrhundert seinen Höhepunkt. Der Frauenbereich wurde als weniger heilig, als der Männerbereich betrachtet. Lange Zeit wurde eine Abteilung für Frauen erst nach dem eigentlichen Bau der Synagoge in Betracht gezogen, denn verhältnismäßig wenige weibliche Gemeindemitglieder besuchten den Gottesdienst. Das jüdische Gesetz legte bei Frauen eine Sonderregelung fest, die es gestattete, Verpflichtungen des Gottesdienstes zu vernachlässigen, weil ihnen die häuslichen Pflichten oblagen. Wenn sie am Gottesdienst teilnahmen, dann hatten sich Frauen hinter einem Gitter oder einem Vorhang zu verstecken. Dort leitete eine Vorbeterin das Gebet, wobei es den Frauen untersagt war, von den Torarollen zu lesen. Auch das Amt als Rabbiner oder Kantor, sowie das Lernen von Hebräisch, wurde verboten und so besaß der Frauenbereich der Synagoge weder heilige Lade noch Almemor. Oftmals war dieser Bereich überfüllt, dunkel und schlecht belüftet. Abgesehen von den besten Sitzplätzen der Emporen war es den Frauen nicht möglich, den Gottesdienst der Männer zu verstehen. Man erreichte somit, dass die Predigen allein den Männern vorbehalten waren. Der Gottesdienst wurde zu einem sogenannten "Männerklub"... Während die Männer früher also beteten und sich dem religiösen Leben hingaben, konnten die Frauen ihre Erfahrungen in Sachen Mode austauschen und gaben sich mit Inbrunst dem Klatsch hin.
Erst mit den Reformern im 19. Jahrhundert gab es ein Entgegenkommen der Männer. In vielen Synagogen wurden die Gitter der Frauenbereiche niedriger gebaut oder ganz weggelassen. War der Frauen- und Männerbereich durch eine Mauer getrennt, so kam es zu einer Öffnung mittels Durchbrüchen oder zu einem vollständigen Abriss. Bei den Reformern war es der Frau auch gestattet, unbehindert und aktiv am religiösen Leben teilzunehmen. Trotz der weiterhin andauernden Geschlechtertrennung war es für die Frau nun möglich, den Mann beim Gottesdienst zu sehen und andersherum. Man erreichte eine Integration der Frau.

Die minderwertige Stellung der Frau im Judentum wird auch im Reinheitsprinzip deutlich.  In der Mikwe, einem rituellen Bad, werden Personen oder Gegenstände gewaschen, die von Unreinheiten unterschiedlicher Herkunft gereinigt werden müssen. Oftmals wird Unreinheit mit dem Tod verbunden. Wer also mit einem Toten in Kontakt war oder gar mit ihm unter einem Dach schlief wurde als nicht rein bezeichnet. Die Monatsblutung, die sich aus der Nichtbefruchtung und dem Tod einer Eizelle ergibt, macht die Frau in der Vorstellung des traditionellen Judentums unrein. Während der Zeit der Unreinheit, also dem Zeitraum der Monatsblutung und den folgenden sieben Tagen,  ist der Geschlechtsverkehr mit dem Ehepartner verboten und erst nach dem Untertauchen der Frau in der Mikwe wieder gestattet. Für die Frau gibt es also die Pflicht der Enthaltsamkeit während ihrer Periode der Unreinheit. Dieses Gesetz ist das Nidda-Gesetz, das Gesetz der Familienreinheit. Das Eintauchen in der Mikwe gilt auch vor einer Hochzeit. Am Vorabend der Hochzeit ist es eine Pflicht für die Braut  das Ritual des Untertauchens in der Mikwe auszuüben.

Der Rechtsstatus war für Frauen ebenfalls nur gering. Man könnte ihn mit dem von Sklaven oder Minderjährigen vergleichen, nur dass dieser Rechtsstatus für jüdische Frauen ein Leben lang Gültigkeit hat. So war es ihnen untersagt, vor Gericht als Zeuge aufzutreten oder gar am politischen Leben teilzunehmen. Mit diesen, doch sehr wenigen Rechten, wurden Frauen oft vom öffentlichen Leben sowie von den meisten Erwerbsberufen ausgeschlossen. Die Frau gehörte ins Haus. In diesem Bereich hatte sie einen sehr hohen Status. Hier erhielt sie die nötige Achtung und konnte ihre Freiheiten ausleben. Trotzdem ist nicht zu vergessen, dass der Mann dennoch eine höhere Stellung besaß. Die Frau dient dem Leben der Familie. Ihre Aufgaben sind die Kindererziehung, besonders der Mädchen und die damit verbundene Vorbereitungen auf das Leben, die Reinhaltung der Wohnung und die Nahrungszubereitung.  Die Familie, welche einen sehr hohen Stellenwert im Judentum besitzt, sollte nach außen hin vom Mann repräsentiert werden können. Man sagte, nach jüdischer Auffassung, dass nach der Tempelzerstörung das Heiligtum in die Familie verlagert wurde. Die Frau  war dafür verantwortlich, dass die kultische Reinheit bewahrt wird. So musste sie unter anderem das Reinheitsgebot für Nahrung und das Vorbereiten der Feste erlernen. Erstmals nach dem zwölften Geburtstag ist es dem Mädchen erlaubt, die Kerzen für den Sabbat anzünden. Dieses Eröffnen der heiligen Feste ist ein Ritual, was der Frau ein Leben lang auferlegt ist.

Neben dem Verbot des Lesens der Tora und des Talmuds, gab es auch das Verbot den Tallit zu tragen.  Es war ihnen untersagt, weil der Tallit Männerkleidung ist und Frauen gemäß Deuteronomium 22,5 keine Männerkleidung tragen dürfen. Manche orthodoxe Frauen trugen deshalb meist Kleidungsstücke mit langen Ärmeln und eine Perücke als Kopfbedeckung.
Letztlich bleibt zu erwähnen, dass es spätestens seit dem 19. Jahrhundert eine breite Emanzipationsbewegung innerhalb des Judentums gibt. Auf dem Weg zur Gleichberechtigung suchten sich Jüdinnen Berufe außerhalb des Hauses, in reformierten  Gemeinden ist es der Frau sogar gestatte, die Tora zu lesen und das Amt des Rabbiners auszuüben.

verfasst von:    Anny Schubert und Katharina Thomas

(http://www.judentum-projekt.de)




 
 
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