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  Der jüdische Kalender und heilige Tage  
 
Shemini Atzeret


Shemini Atzeret - Der 8. Tag von Sukkot

Der achte Tag von Sukkot wird Shemini Atzeret genannt. Er ist ein Fest fur sich. An Shemini Atzeret sind keine der speziellen Gebote für Sukkot zu beobachten. "Am Abend des hohen Feiertags macht man noch in der Sukka Kiddusch, spricht aber nicht mehr über sie den Segen. Nur diese Abendmahlzeit und die erste am Morgen darauf genießt man noch in der Sukka, und mit einem kurzen Gebet verläßt man sie dann. Im Gottesdienst spielt das Gebet um Regen im Mussafgebet [Zusatzgebet] eine zentrale Rolle ... Am Schemini Azeret ... wird auch das Buch Koheleth gelesen, der 'einst König über Jisrael zu Jerusalem' war, der das Verlangen trug, alles mit Weisheit zu prüfen und zu untersuchen, was unter der Sonne geschieht, und siehe, alles war Eitelkeit und vergebene Jagd nach dem Wind." [Hirsch, S. 179f.]

Sukkot gilt als der universalste Feiertag des Judentums. Insgesamt siebzig Stiere wurden zur Zeit des Tempels im Verlaufe der Sukkotfestwoche geopfert (Num. 29,12-34), nach jüdischer Tradition stellvertretend für die “siebzig Nationen der Erde”, die typologisch die ganze Menschheit repräsentieren. So nimmt Sukkot eine Zeit vorweg, in der sich das Volk Israel nicht mehr fremd fühlen wird unter den anderen Völkern der Erde - die messianische Zeit: “Und es wird kommen, dass alle Verbliebenen all der Völker, die gegen Jerusalem zogen, dann alljährlich hochziehen werden, um dem König, dem Herrn der Heerscharen zu huldigen und das Fest der Hütten zu feiern. Und wer nicht hochziehen wird nach Jerusalem von den Geschlechtern der Erde, um dem König, dem Herrn der Heerscharen zu huldigen, über denen wird es nicht regnen ... Es wird Ägypten und allen anderen Völkern als Vergehen gelten, wenn sie nicht hochziehen, um das Fest der Hütten zu feiern” (Secharja 14,16-19). Die betont universale Botschaft des Sukkotfestes hat jedoch einen partikularen Schlussakkord: Schemini Azeret, den auf die sieben Sukkottage folgenden achten Feiertag. An ihm wird als Zusatzopfer - im Kontrast zu den siebzig Opferstieren des Sukkotfestes - ein einziger Stier geopfert, wozu der Talmud folgendes zu erläutern weiß:
"Die siebzig Stiere wurden für die siebzig Nationen der Erde geopfert, der eine Stier für die eine Nation (Israel). Dies lässt sich mit einem König aus Fleisch und Blut vergleichen, der seine Knechte bat, ihm zu Ehren ein großes Festessen zu veranstalten (das 7-tägige Sukkotfest). Am Ende sagte er zu seinem Lieblingsknecht: Lass uns beide noch ein kleines, intimes Fest feiern, damit ich mit dir noch verweilen kann. Rabbi Jochanan sagte: Wehe den Nationen, die zerstörten und nicht merkten, was sie da eigentlich zerstörten (Anspielung auf die Zerstörung des Jerusalemer *Tempels durch die Römer). Als der Tempelaltar noch stand, so wurden Sühneopfer für sie dargebracht. Wie aber sollen sie jetzt der Sühne teilhaftig werden?"
(Sukka 55b)
Die Partikularität Israels, die Besonderheit des jüdischen Volkes, wird mithin zu keinem Zeitpunkt aufgehoben, sie wird jedoch ins rechte Licht gerückt: als eine im Dienste der Gesamtmenschheit stehende “Nation von Priestern” (Ex. 19,6) hat sich das jüdische Volk innerhalb der Völker zu bewähren. Die Spannung zwischen Universalismus und Partikularismus soll nicht zugunsten eines dieser beiden Polen aufgehoben werden, sondern vielmehr die Dynamik schaffen, die zur Erlösung der ganzen Menschheit führt.






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